Leistungstests
Um die Saisonvorbereitung bezüglich der Fitness und Athletik der Spieler möglichst optimal zu steuern, wurden zu Beginn des Vorbereitungsstarts nach der Sommerpause wieder jede Menge Tests durchgeführt. Die Innovationskasse sprach mit den Fitness- und Athletiktrainern Timm Sörensen und Dr. Andre Filipovic über das Prozedere und die daraus resultierenden Erkenntnisse.
In welchen Bereichen wurden die Spieler getestet? Wie laufen die Tests ab?
Zur Überprüfung der Grundlagenausdauer (aerobe Ausdauerkapazität) haben wir einen Laktatstufentest durchgeführt.
Zusätzlich wurde eine Sprungdiagnostik durchgeführt, in der wir den Status der Explosivität und des Kraftniveaus im Vergleich zu den Ergebnissen vor der Sommerpause gemessen haben. Um die Beweglichkeit der Spieler zu überprüfen, wurden funktionelle Beweglichkeits- und Stabilisationstests (nach RTAA Protokoll) als Pre-Injury-Screening durchgeführt. Diese sind speziell für neue Spieler und Spieler, die in der Sommerpause aufgrund einer Verletzung nicht das normale Programm absolvieren konnten (wie z.B. Alexander Mühling), sehr wichtig.
Haben die Spieler für die Sommerpause Trainingspläne bekommen, mit denen sie sich auf die verschiedenen Tests vorbereiten konnten?
Nicht speziell für die einzelnen Tests. Die Tests sind für uns wichtig, um zu sehen, auf welchem Stand der einzelne Spieler ist und wie und in welcher Intensität wir wieder mit der Mannschaft starten können. Dazu konnten wir über die Testergebnisse kontrollieren, ob die Pläne, die wir ausgegeben haben, effektiv waren.
Die Trainingspläne waren so aufgebaut, dass die Spieler eine erste Phase von zehn Tagen zur Regeneration hatten. Danach wurde direkt wieder mit Ausdauer- und Krafteinheiten begonnen. Der Fokus der Pläne war, die fußballspezifische Ausdauer sowie die Muskelmasse und Maximalkraft zu erhalten. Das heißt, es wurde schnell wieder in intensiven Läufen und Krafteinheiten gearbeitet. Denn es ist kontraproduktiv, über einen Zeitraum von mehreren Wochen nichts zu machen oder z.B. nur mit Grundlagenläufen zu arbeiten. Der Körper baut zu schnell ab, und es dauert Wochen, um wieder auf das vorherige Niveau zu kommen. Spezielle Krafteinheiten sind sehr wichtig in dieser Phase.
Wenn ein Spieler wie z.B. David Atanga, der von seiner Schnelligkeit lebt, fünf Wochen nur extensive Ausdauerläufe absolviert, kann sich das negativ auf seine Explosivität auswirken. Für diese Spieler ist es enorm wichtig, so schnell wie möglich wieder intensive Läufe zu integrieren, und weiter im Sprintbereich zu arbeiten. Die Spieler bekamen individualisierte Pläne, um Defizite aufzuarbeiten, so dass wir ab Tag eins der gemeinsamen Vorbereitung intensiv mit dem Krafttraining starten konnten und nicht mehrere Wochen in den Grundlagen-Aufbau investieren mussten.
Wie zufriedenstellend waren die Ergebnisse?
Hinsichtlich der Grundlage (Ausdauer) waren wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Bis auf wenige Ausnahmen konnten die Spieler ihre Grundlage aufrechterhalten und teilweise sogar noch erhöhen.
Welche Schlüsse werden daraus gezogen?
Da die Jungs mit einer sehr guten Grundlagenausdauer zurückgekommen sind, und auch durch die Pläne sehr gut auf intensive Abstoppbewegungen und Sprints vorbereitet waren, konnten wir relativ schnell wieder in intensive Spielformen gehen und von Anfang an mehr an der anaeroben Kapazität arbeiten, die für den heutigen Fußball von höherer Relevanz ist. Lange extensive Dauerläufe entfallen so fast komplett.
Trainingssteuerung
Werden die Fitness- und Athletikeinheiten entsprechend der Ergebnisse gesteuert?
Spieler mit Defiziten in der Ausdauerleistungsfähigkeit müssen teilweise individuell trainiert werden, da sie aufgrund ihres Leistungsstandes eine höheren Trainingsintensität haben und eine schlechtere Regerationsfähigkeit.
Hinsichtlich der Sprungwerte und den funktionellen Tests können wir ableiten, welche Schwerpunkte wir im Krafttraining setzen müssen. So müssen wir mit unerfahrenen oder jungen Spielern erstmal an der Bewegungsqualität arbeiten und ihn aufbauen bzw. ihn stabil machen, bevor wir in einen intensiven Maximalkraftzyklus einsteigen, um ihn dann entwickeln zu können.
Müssen Spieler, die in dem einen oder anderen Bereich Defizite haben, Extraschichten einlegen?
Bedingt. Spieler die aus einer Verletzung kommen und Defizite in der Ausdauerleistungsfähigkeit haben, werden eher aus einer Mannschaftseinheit genommen und individuell trainiert bzw. belastet. Spieler mit einem eh schon niedrigeren Leistungsstand haben im Vergleich zur Mannschaft sowieso eine höhere Trainingsbelastung. Die Jungs dann noch extra Einheiten absolvieren zu lassen, könnte dann zu viel sein. Daher wird bei ihnen anders dosiert, um keine Überlastung zu gefährden.
Ein besonderes Auge haben wir aktuell z.B. auf Janni Serra. Janni kam sehr fit aus der Sommerpause zurück bzw. hat mit Athletiktrainer Timm Sörensen durchtrainiert und keine Sommerpause gehabt. Mannschaftstraining mit intensiven Zweikämpfen können aber nicht im Reha-Training eins zu eins simuliert werden. Deshalb steuern wir Janni an manchen Tagen individuell, um ihn nicht zu überlasten und ihm auch die benötigten Regenerationszeiten zu geben. Das heißt aber nicht, dass er weniger macht als die anderen Jungs.
Werden die zur Zeit hohen Temperaturen bei der Trainingssteuerung berücksichtigt?
Die Ernährung, der Wasserhaushalt und die Regenerationsphasen zwischen den intensiven Einheiten sind bei hohen Temperaturen sehr wichtig. Wir versuchen, bei hohen Temperaturen nicht zwei Einheiten auf dem Platz zu absolvieren, sondern dann eher eine Einheit des Tages in den Kraftraum zu verlegen und rein athletisch zu arbeiten.
Was für Tipps könnt ihr Hobbysportlern geben, die sich bei den hohen Temperaturen trotzdem fit halten wollen?
Viel trinken, ausgewogen ernähren und mit Spaß und Motivation an die Sache herangehen!